Filiform-Korrosion
Im Flugzeugbau schon länger bekannt, taucht auch im Bauwesen in den vergangenen 15 Jahren das Phänomen der Filiformkorrosion auf; vor allem beim Einsatz beschichteter Aluminiumteile in Küstennähe wurde man darauf aufmerksam. Aber auch in Schwimmbädern oder entsprechend belasteter Industrieumgebung ist es zu beobachten.
Bei Bauteilen, die starken Umgebungsemissionen ausgesetzt sind, bildet sich unter der Lackschicht eine filigrane, wurmartige Korrosion – trotz ordnungsgemäßer Vorbehandlung nach DIN 50939 gemäß den Vorgaben der Güteorganisationen wie beispielsweise der GSB-International (Gütegemeinschaft für die Stückbeschichtung von Bauteilen). Offensichtlich ist jedoch bei bestimmten Anwendungen und unter bestimmten klimatischen Bedingungen selbst nach bisherigem Stand der Technik vorbehandeltes und beschichtetes Aluminium überfordert.
Ganz bestimmte Bedingungen sind die Voraussetzung für das Vorkommen von Filiformkorrosion: zum einen eine hohe relative Luftfeuchtigkeit, zum anderen bestimmte Ionen (sog. Startersalze), insbesondere Chloride. Außerdem gehört das Vorhandensein von Störstellen in der Beschichtung dazu. Kratzer und Poren, Mikrorisse, Spalten und die fehlende Lackschicht an Schnittkanten, Bohrungen, Stanz- und Frässtellen der Bauteile sind ursächlich dafür, daß die Startersalze unter die Beschichtung gelangen können.
Im Zusammenspiel mit Wasser und Sauerstoff bilden sich zwischen Aluminiumoberfläche und organischer Beschichtung Korrosionszellen, die sich langsam fortbewegen und die typischen Fibrillen hinterlassen.
Wegen der geringen Tiefe der Anfressungen – sie liegt bei etwa 40 µm – ist dabei ein Einfluß der Filiformkorrosion auf die Festigkeit tragender Bauteile nicht zu befürchten. Ganz erheblich beeinträchtigt ist jedoch das äußere Erscheinungsbild etwa einer Fassade oder eines Tür- oder Fensterrahmens. Also eher ein ästhetisches Problem? Gewiss nicht, denn die Filiformkorrosion kann bereits innerhalb der üblichen Gewährleistungsfristen auftreten. Es mussten und müssen also weltweit immense Summen für die Reparatur von beschichtetem Aluminium an Gebäuden aufgewendet werden.
Umfangreiche Untersuchungen und Laborprüfungen haben gezeigt, daß die bisher angewandten Vorbehandlungsverfahren (Chromatierung, chromfreie Vorbehandlung) keinen ausreichenden Schutz gegen das Phänomen Filiformkorrosion bieten. Nach heutigem Erkenntnisstand ist allein die Voranodisation geeignet, Filiformkorrosion zu unterbinden, sofern dieses Verfahren unter exakt definierten und kontrollierten Bedingungen durchgeführt wird.
Wir empfehlen eine Voranodisierung zur Vermeidung von Filiformkorrosion bei pulverbeschichteten Aluminiumteilen!
Eine Voranodisation zur Vermeidung von Filiformkorrosion bei pulverbeschichteten Aluminiumteilen empfehlen wir, wenn nachfolgend genannte Bedingungen entstehen könnten bzw. bereits vorliegen:
- in küstennahen Regionen, bis ca. 75 Kilometer von einer Salzwasserküste
- in extremen Klimazonen in sonstiger agressiver Atmosphäre (Hallenbäder, Flughäfen, Bahnhöfe)
- in Einrichtungen für Straßen- und Tunnelbau (Tausalz)
- in der Nähe von chemischen Anlagen/Industrieanlagen
- in der Nähe von Abgasanlagen und stark befahrenen Straßen
Wir verweisen ausdrücklich auf das Merkblatt „Vermeidung von Filiformkorrosion“ vom Verband Fenster und Fassade (VFF) in der neusten Ausführung.
Visuelle Beurteilung von organisch beschichteten (lackierten) Oberflächen auf Aluminium.
Informationsbroschüre Oberflächenbeschichtung der Firma Heroal GmbH, Verl.